Eitle Freude und Lust herrschte hinfort im Bergwerksdorf. Ein großes ,,Bergbier“ wurde abgehalten, mit Kinderreigen, Musik und Tanz. Der Steiger Lejeune aber, ein hübscher Mann von großer Gestalt und einnehmendem Wesen, hatte Augen und Ohren nur für die stolze, bildschöne Bertha, die einzige Tochter des Bergältesten. Auch sie fand Gefallen an dem Manne aus der Fremde, der so fesselnd zu erzählen wusste und auftrat wie ein Graf. Bald wurde das Mädchen dem Manne hörig und er versprach ihr die baldige Hochzeit. Die Zeit verging, aber die Hochzeit ließ auf sich warten, denn der Bewerber hatte stets neue Ausflüchte bei der Hand. Als sich nichts mehr verheimlichen ließ, stellte das Mädchen den Steiger, als er nach vollendeter Schicht aus dem Schachte ausfuhr. Es kam zu harten Worten und bösen Blicken und schließlich zum Zerwürfnis. Die so schmählich betrogene und ihrer Ehre beraubte Maid schlug dem Treulosen ins Gesicht und schrie gellend: ,,Verflucht sei der Lump und sein Schacht auf ewige Zeiten!“ Dann sprang sie in die Tiefe des gähnenden Schachtes. Ihren zerschmetterten Körper konnten die Knappen erst Stunden darauf bergen. Lejeune jedoch hatte die Flucht ergriffen, nie wieder wurde er in der Gegend um Bleialf gesehen. Von nun an hieß die Grube „Berthaschacht“. Einige Zeit später kam es beim Vortrieb in der Grube zu einem solch großen Wassereinbruch, daß der Berthaschacht ersoff. Alle Versuche, den Schacht zu sümpfen, blieben vergebens. Der Bergälteste, ein gramgebeugter Greis, schlug vor, einen neuen Schacht abzuteufen. Das geschah dann auch, dank der neu gewonnenen Erfahrung, mit Erfolg. Die Gewerken nannten ihn, nach dem Vornamen des Vaters, der seine Tochter auf so tragische Weise verloren hatte, den „Heinrichschacht“. Lange Zeit stand er in guter Förderung, musste aber schließlich auch den Wassergeistern nachgeben.